Alopezie verstehen und behandeln
Bei Alopezie handelt es sich um vermehrten Haarausfall, der hauptsächlich auf dem Kopf, aber auch auf dem ganzen Körper auftreten kann. Betroffene verlieren an Selbstbewusstsein und fühlen sich in der Gesellschaft anderer Menschen unwohl, was wiederum zu psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu schweren Depressionen führen kann. Haarschwund unterscheidet sich oft, denn es gibt verschiedene Ursachen, die für eine Ausdünnung der Haare sorgen und unbehandelt zur Kahlköpfigkeit führen können. Eine effektive Behandlung richtet sich immer nach dem Grund des Haarverlusts, der diffus, androgenetisch, medikamentös oder ernährungsbedingt sein kann.
Inhaltsverzeichnis
- Verschiedene Formen der Alopezie
- Ursachen von Haarausfall
- Diagnose von Alopezie
- Behandlungsmöglichkeiten bei Alopezie
- Haartransplantation
- PRP-Behandlungen (plättchenreiches Plasma)
- Haarpflegeprodukte
- Leben mit Alopezie – Tipps und Hilfestellungen
- Fazit
Verschiedene Formen der Alopezie
1. Androgenetische Alopezie
Androgenetischer, also anlagebedingter Haarausfall ist meist erblich bedingt und tritt auf, wenn eine vererbte Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen das männliche Sexualhormon Testosteron besteht. Diese Form des Haarausfalls betrifft vor allem den Bereich über den Schläfen, den Oberkopf und den stirnseitigen Haaransatz.
Nicht nur Männer, sondern auch Frauen können unter erblichem Haarschwund leiden und durch die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron eine Verbreiterung des Scheitels bis hin zu einer Tonsur wahrnehmen. Die Ursachen beruhen auf einem hormonellen Ungleichgewicht und auf der Genetik.
Nicht ohne Grund wird die androgenetische Alopezie als erblich bedingter Haarschwund bezeichnet. Geht ein höherer Testosteronspiegel mit der Hypersensibilität gegen das männliche Hormon einher, fällt das Haar in größeren Mengen aus und wächst nicht mehr nach.
Bei Männern äußert sich diese Problematik in sichtbaren Geheimratsecken, einem fliehenden Stirnansatz und einer Tonsur auf dem Oberkopf. Sind Frauen von erblichem Haarschwund betroffen, verbreitet sich der Scheitel und lässt die Kopfhaut sichtbar werden. Unbehandelt fällt das Haar im Scheitelbereich weiter aus und kann dazu führen, dass der gesamte Oberkopf verkahlt. Ebenso wirkt die Stirn höher, weil der Haarverlust fernab des Scheitelbereichs auch am vorderen Haaransatz auftritt.
2. Diffuser Haarausfall / Telogenes Effluvium
Diffuser Haarschwund hat verschiedene Auslöser. Fällt das Haar am gesamten Kopf oder in verschiedenen Bereichen des Körpers aus, können Stress, Mangelernährung oder die Einnahme von Medikamenten Gründe dafür sein. Auch ein hormonelles Ungleichgewicht, zum Beispiel bei Frauen in den Wechseljahren, kann zu dünner werdendem Haar führen.
Diese Form des Haarverlusts tritt in der Regel seltener als erblich bedingter Haarausfall und auch schleichend auf, was dazu führt, dass sie oft erst später erkannt wird. Ehe die Kopfhaut durchschimmert, dünnt sich das Haar aus und wird oftmals spröde und schlecht frisierbar.Der Unterschied zu erblich bedingtem Haarschwund beruht auf der Behandelbarkeit. Während der Haarverlust bei einer Überempfindlichkeit gegen DHT irreversibel ist, endet die diffuse Form mit Abstellung der Ursache.
Das heißt konkret, dass sich diffuser Haarausfall mit Abstellung der Gründe, zum Beispiel durch die Vermeidung von Stress, behandeln lässt. Die Haarwurzeln werden im Gegensatz zur androgenetischen Alopezie nur geschwächt und nicht vollends zerstört. Eine Haarverpflanzung ist in diesen Fällen oftmals gar nicht nötig, da der Haarverlust bei Früherkennung vollständig reversibel ist.
3. Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
Die Symptome dieses Haarverlusts sind bereits im Namen ersichtlich. Fällt das Haar in einem Bereich oder an mehreren Stellen kreisrund aus und es bilden sich kahle Stellen, handelt es sich um Alopecia areata. Eine mögliche Ursache sind Autoimmunerkrankungen, die das Haar in klarer und in der Regel runder Begrenzung ausfallen lassen. In sehr schweren Fällen kann kreisrunder Haarverlust bis zur vollständigen Verkahlung der Kopfhaut und behaarter Körperstellen führen.
Alopecia areata unterteilt sich in drei verschiedene Verlaufsformen, die alle mit einer kleinen Kahlstelle beginnen. Eine Alopecia totalis führt perspektivisch dazu, dass das Haar im gesamten Kopfbereich ausfällt und somit zur Glatzenbildung führt. Fällt das Haar auf dem Kopf und auch am Körper aus, spricht man von einer Alopecia universalis. Die dritte Verlaufsform, die Alopecia areata Ophiasis-Typ, ist augenscheinlich untypisch für kreisrunden Haarschwund. Hier verlieren Betroffene ihr Haar am Hinterkopf in bandförmiger Ausprägung.
4. Andere Alopezie-Formen
Neben den bekanntesten Ursachen für Haarschwund gibt es weitere, eher selten auftretende Formen. Leiden Betroffene unter hypotrichotischem Nävus, sorgt eine Fehlbildung der Haut oder Schleimhaut für den Verlust der Kopf- und Körperbehaarung. Hierbei handelt es sich um einen tumorähnlichen Wuchs, der vor allem bei Kindern und im Jugendalter auftritt.
Eine weitere Form ist der vernarbende Haarausfall, welcher als Begleiterscheinung von Entzündungen und anderen Erkrankungen der Kopfhaut auftritt. Im Anfangsstadium lässt sich der Haarschwund behandeln, wenn die Grunderkrankung behandelt und bekämpft wird. Haben sich bereits dicke, meist wulstige Narben auf der Kopfhaut gebildet, wächst in diesen Bereichen trotz Behandlung der Erkrankung kein neues Haar nach.
Ursachen von Haarausfall
Die Gründe für Haarschwund sind vielseitig und lassen sich nicht immer an der Form und an der Ausprägung erkennen. Daher ist es besonders wichtig, die Ursache zu diagnostizieren und von einem Arzt behandeln zu lassen. Häufige Gründe für Haarverlust sind eine genetische Veranlagung und hormonelle Veränderungen, die zum Beispiel in den Wechseljahren und bei Schilddrüsenerkrankungen vorliegen.
Autoimmunerkrankungen, Vitalstoffmängel (wenn Zink, Eisen und Magnesium fehlen), führen ebenfalls zu einer Ausdünnung des Haarwuchses und unbehandelt zu sichtbaren Haarverlust. Wer unter starkem Stress leidet, langfristig Medikamente einnimmt oder zu mechanischen Manipulationen der Haare neigt (straffe Zöpfe, Frisuren gegen die Haarwuchsrichtung), kann ebenfalls von Haarausfall betroffen sein.
Diagnose von Alopezie
Wenn der Verdacht auf Haarausfall besteht, sollte der Arztbesuch und die daraus resultierende Anamnese nicht auf die lange Bank geschoben werden. Nur ein Arzt, der sich mit Haarverlust auskennt und der umfassend untersucht, kann das Haarausfallmuster analysieren und so eine Diagnose stellen. Um eine Haaranalyse zu stellen, sind Blutuntersuchungen bei Verdacht auf Mangelerscheinungen essenziell.
Um die wirkliche Ursache zu entschlüsseln, empfiehlt sich ein Trichoscan, also die Untersuchung der Kopfhaut mit einem Mikroskop. Je früher die Diagnose gestellt wird, um so besser ist der Behandlungserfolg. Eine Spätdiagnose kann auch bei umkehrbarem Haarschwund dazu führen, dass eine Abstellung der Ursachen und die Behandlung selbst nicht den gewünschten Erfolg erzielen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Alopezie
Die Diagnose richtet sich grundsätzlich nach der Ursache und nach der Form des Haarschwunds. Ein erfahrener Arzt kann in der Sichtkontrolle erkennen, ob es sich um eine behandelbare oder um eine nicht umkehrbare Ursache handelt. Unter Zuhilfenahme des Blutbildes lässt sich eine klare und konkrete Diagnose stellen.
Lässt sich der Haarverlust nach Abstellung der Ursache eindämmen, ist in den meisten Fällen keine weiterführende Behandlung notwendig. In anderen Fällen können Medikamente, wie zum Beispiel Finasterid und Minoxidil, dafür sorgen, dass der Verlust der Behaarung gestoppt wird. Bei irreversiblen Haarverlust ist eine Haartransplantation die Lösung dafür, neues Haar wachsen zu lassen und der Glatzenbildung vorzubeugen.
Bei medikamentösen Behandlungen sollten Betroffene wissen, dass jedes Medikament Nebenwirkungen hat und Wechselwirkungen mit anderen Medikationen nach sich ziehen kann. Das Hauptproblem besteht leider darin, dass der dichte Haarwuchs endet, sobald das Medikament abgesetzt wird. Das bedeutet für von Haarschwund Betroffene, dass sie das Präparat ein Leben lang einnehmen oder beim Absetzen mit erneutem Haarschwund rechnen müssen.
Haartransplantation
Die effektivste Methode für natürlichen und vollen Haarwuchs ist die Haartransplantation. Hierbei werden Haarfollikel (Grafts) aus dem Spenderbereich am Hinterkopf entnommen und anhand modernster Techniken in die kahlen Stellen am Kopf verpflanzt. Da es sich hierbei um die eigenen Haare handelt, werden diese vom Körper nicht abgestoßen.
Renommierte Haarkliniken führen vorab eine Haaranalyse durch, nach deren Ergebnis sich die Haartransplantation richtet. Prinzipiell eignet sich die Verpflanzung von Eigenhaar für jeden, der unter irreversiblem Haarschwund leidet. Ausnahmen können bei vernarbtem Haarverlust und bei Autoimmunerkrankungen bestehen.
Aus diesem Grund untersucht das Team der Haarklinik umfassend und kontrolliert auch die Follikel, die für eine Transplantation von Eigenhaar benötigt werden. Lässt sich Haarschwund durch die Abstellung der Ursachen regulieren, muss keine Verpflanzung vorgenommen werden.
PRP-Behandlungen (plättchenreiches Plasma)
Unterernährte Haarwurzeln sind schwach und fallen letztendlich aus. Ist die Ursache abstell- oder behandelbar, kann eine PRP-Therapie eine gute und effektive Lösung sein. Dazu wird dem Patienten Blut entnommen, aus dem das Plasma herausgelöst und anschließend für eine Injektion in die Kopfhaut verwendet wird.
Die Behandlung kann in festgelegten Abständen so lange wiederholt werden, bis das Haar wieder dicht und voll nachwächst. Die Wirksamkeit der Behandlung ist sogar wissenschaftlich belegt worden und es gibt PRP Studien diesbezüglich. Zusätzlich berichten viele von Haarschwund Betroffene über positive Ergebnisse und dass die Therapie mit plättchenreichem Plasma wirklich zu dichteren Haarwuchs führt.
Haarpflegeprodukte
Mit nährstoffreicher Haarpflege lässt sich Haarausfall nicht vollständig behandeln. Dennoch sind Haarpflegeprodukte eine Möglichkeit, um beginnenden Haarschwund zu stoppen und dafür zu sorgen, dass beispielsweise unterernährte Haarwurzeln mit den notwendigen Vitalstoffen versorgt werden und neue Kraft erlangen. Die richtige Haarpflege wird im besten Fall präventiv angewendet, um Haarverlust vorzubeugen.
Leben mit Alopezie – Tipps und Hilfestellungen
Haarausfall ist nicht körperlich schmerzhaft. Doch er erzeugt eine psychische Belastung, die am Selbstbewusstsein kratzt und die bis in schwere Depressionen führen kann. Eine nährstoffreiche Haarpflege, Mützen und Perücken oder Haarteile helfen Betroffenen dabei, die Zeit bis zur minimalinvasiven Eigenhaarverpflanzung zu überbrücken und sich in Gesellschaft anderer Menschen wohler zu fühlen. In Selbsthilfegruppen lernen von Haarschwund Betroffene Gleichgesinnte kennen und erhalten die psychologische Unterstützung, die in diesem Fall notwendig ist.
Fazit
Gegen Haarverlust gibt es verschiedene Therapien, deren Wirksamkeit immer von der Ursache abhängt. Eine ärztliche Diagnose ist daher essenziell, um die geeignete Behandlung zu finden und zu wissen, welche Therapie Wirkung zeigt. Um die Zeit bis zu neuem dichten Haarwuchs nach einer Haarimplantation zu überbrücken, können Perücken und Haarteile hilfreich sein.
Je früher die Diagnose gestellt wird, desto sicherer sind die Behandlungsergebnisse. Es lohnt sich daher, frühzeitig ein Beratungsangebot in einer Haarklinik seiner Wahl anzunehmen und die individuellen Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen.
FAQ
Welche Rolle spielt die Ernährung bei der Behandlung von Alopezie?
Eine ausgewogene Ernährung kann die Haargesundheit unterstützen, aber spezifische Diäten zur Behandlung von Alopezie sind wissenschaftlich nicht belegt.
Gibt es neue oder experimentelle Behandlungen für Alopezie?
Ja, es gibt laufende Forschungen zu neuen Medikamenten und Therapien wie PRP (Plättchenreiches Plasma) und Stammzelltherapien.
Wie beeinflusst Stress Alopezie und welche Bewältigungsstrategien gibt es?
Stress kann Alopezie verschlimmern. Techniken wie Meditation, Yoga und professionelle Beratung können helfen, Stress zu bewältigen.
Welche speziellen Haarpflegeprodukte werden für Menschen mit Alopezie empfohlen?
Milde Shampoos ohne Sulfate und spezielle Pflegeprodukte für empfindliche Kopfhaut werden oft empfohlen.
Können genetische Tests die Wahrscheinlichkeit einer androgenetischen Alopezie vorhersagen?
Genetische Tests können Hinweise auf eine genetische Veranlagung zu androgenetischer Alopezie geben, sind aber nicht endgültig.
Welche Lebensstiländerungen können helfen, Alopezie zu verhindern oder zu verlangsamen?
Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, Stressmanagement und das Vermeiden von schädlichen Haarbehandlungen können hilfreich sein.